Der Tor des Gèants ist nicht nur ein Ultra-Trail-Rennen, es ist ein Abenteuer, das Körper und Geist bis an ihre Grenzen bringt. Als Teilnehmer an diesem epischen Wettkampf über 335 Kilometer und 24.000 Höhenmeter durch die Alpen habe ich viel über mich selbst, über die Berge und über das Laufen gelernt. In diesem Artikel teile ich die zehn wichtigsten Erkenntnisse, die mir während des Rennens begegnet sind – Lektionen, die weit über das bloße Laufen hinausgehen.
- Erkenntnis: Ein Rennen wie kein anderes
Der Tor des Gèants ist nicht nur ein Rennen – es ist eine Grenzerfahrung in jeder Hinsicht. Die Kombination aus schierer Distanz, einem enormen Umfang an Höhenmetern und extrem anspruchsvollem Gelände macht diesen Ultra-Trail zu einem absoluten Unikum. Kein anderes Rennen, an dem ich zuvor teilgenommen habe, kommt auch nur ansatzweise an diese Herausforderung heran. Bereits in den ersten Stunden wird mir klar, dass hier nicht nur meine körperlichen, sondern vor allem auch meine mentalen Fähigkeiten auf die Probe gestellt werden. Das Gefühl, am Limit zu sein, begleitet einen von Anfang an, doch die wahre Herausforderung liegt darin, die eigenen Grenzen immer wieder neu zu definieren. Es ist eine Reise ins eigene Innere, eine Prüfung der mentalen Stärke und des unbändigen Willens, die Ziellinie zu erreichen. - Erkenntnis: Vorbereitung ist alles – aber nicht genug
Monatelanges Training, unzählige Höhenmeter, lange Läufe und penibel geplante Trainingseinheiten – all das ist der Grundstein, um überhaupt an der Startlinie stehen zu können. Doch eines habe ich schnell gelernt: Egal wie gut man vorbereitet ist, der Tor des Gèants überrascht. Die Strecke verzeiht keine Schwächen und deckt jede noch so kleine Lücke im Training gnadenlos auf. Das Training muss nicht nur die physische, sondern auch die mentale Ausdauer aufbauen. Jeder, der das Rennen zu Ende bringen will, muss lernen, mit Schmerzen umzugehen, die richtige Balance zwischen Tempo und Erholung zu finden und vor allem seine Kräfte weise einzuteilen. Über 150 Stunden Renndauer fordern ununterbrochen höchste Konzentration – auch das gehört zur Vorbereitung. - Erkenntnis: Die Schönheit der Natur ist ein doppeltes Schwert
Auf den Gipfeln der Alpen zu stehen und die Welt unter einem zu sehen, ist eine Erfahrung, die kaum in Worte zu fassen ist. Die Schönheit der Berge, die Weite der Täler und die rauen Felswände, die sich vor einem auftürmen, lassen einen demütig werden. Doch genau diese atemberaubende Kulisse ist auch gnadenlos. Die hochalpinen Abschnitte sind nicht nur landschaftlich faszinierend, sondern auch extrem herausfordernd. Technisch anspruchsvolle Wege, die in schwindelerregende Höhen führen, verlangen höchste Konzentration. Während man von der atemberaubenden Aussicht überwältigt ist, wird einem gleichzeitig klar, dass ein Fehltritt schwerwiegende Konsequenzen haben kann. Die Berge sind wunderschön – aber sie fordern Respekt und Besonnenheit. - Erkenntnis: Dankbarkeit ist eine universelle Sprache
Während des Rennens habe ich erkannt, wie wichtig die Unterstützung der Menschen um mich herum ist. An den Verpflegungsstationen stehen Helfer, die uns rund um die Uhr mit Essen, Trinken und aufmunternden Worten versorgen. Obwohl ich manchmal kaum die Kraft hatte, ein Wort zu sagen, war die Dankbarkeit allgegenwärtig. Man braucht nicht dieselbe Sprache zu sprechen, um zu verstehen, was die Helfer für uns Läufer bedeuten. Ein Lächeln, ein kurzes Nicken – das reicht aus, um die tiefe Verbundenheit zu spüren. Die Läufer aus über 200 Nationen, die Seite an Seite mit mir kämpften, sprachen verschiedene Sprachen, aber wir alle verstanden uns in den Momenten, in denen es darauf ankam: durch ein einfaches „Danke“, durch Blickkontakt und durch das gemeinsame Wissen, dass wir alle dasselbe Ziel verfolgen. - Erkenntnis: Fit ist nie fit genug
Egal, wie hart ich trainiert habe – der Tor des Gèants hat mir gezeigt, dass man nie fit genug sein kann. Jeder zusätzliche Trainingskilometer hätte sich ausgezahlt, jede Stunde auf den Trails wäre wertvoll gewesen. Die körperliche Fitness ist das Fundament, auf dem alles aufbaut. Aber hier reicht es nicht aus, einfach nur stark zu sein. Es geht darum, die Kraft strategisch einzusetzen, in den richtigen Momenten zu pushen und in den entscheidenden Augenblicken Ruhe zu bewahren. Wer sich überanstrengt, wird das spätestens in den letzten Stunden bitter bereuen. Körperliche Reserven sind genauso wichtig wie mentale Stärke – beides braucht man, um durchzukommen. Beim nächsten Mal werde ich definitiv noch mehr Zeit in die Vorbereitung investieren – vor allem in die mentale Seite, denn der Kopf ist oft der Schlüssel zum Durchhalten. - Erkenntnis: Ernährung und Flüssigkeitszufuhr sind der Schlüssel zum Überleben
Es klingt so einfach: Essen und trinken. Doch bei einem Ultra-Trail wie dem Tor des Gèants ist es eine Kunst für sich. Die langen Distanzen und die extremen Höhenlagen fordern den Körper in einem Ausmaß, das man nur schwer vorhersehen kann. Jeder Verpflegungspunkt ist eine Oase, die nicht nur Erholung, sondern auch Überleben bedeutet. Die richtige Ernährung ist entscheidend, um die nötige Energie bereitzustellen und den Körper bei Laune zu halten. Flüssigkeit, Elektrolyte, Kohlenhydrate – all das muss in einem ständigen Gleichgewicht gehalten werden. Mir helfen die Produkte von Squeezy Sports Nutrition dabei. Auch spielen die Temperaturen eine entscheidende Rolle: Egal ob brütende Hitze oder eisige Kälte – der Körper verlangt konstant nach Energie und Flüssigkeit. Ein Fehler bei der Ernährung kann einen das gesamte Rennen kosten! Deshalb: An jeder Station anhalten, auffüllen und dann mit Bedacht weiterlaufen! - Erkenntnis: Die Anstiege und die unersetzliche Hilfe der Stöcke
Über 25 Bergpässe führen die Läufer bei diesem Rennen, viele davon weit über 2.000 Meter Höhe. Die Anstiege sind lang und gnadenlos. Oft zieht sich der Weg über steile Hänge und schroffe Felsen, die kaum enden wollen. Dabei gilt es, sich das richtige Tempo zu wählen, denn wer zu schnell startet, wird schnell merken, dass ihm die Luft ausgeht. Meine Trekkingstöcke von Komperdell sind für mich ein unverzichtbares Werkzeug geworden. Sie helfen nicht nur bei den Anstiegen, sondern auch bei den technisch schwierigen Abwärtspassagen, bei denen die Knie stark belastet werden. Es war erstaunlich, wie viel Energie man durch den richtigen Einsatz der Stöcke sparen kann. Jeder Schritt muss bewusst gesetzt werden, um die Kräfte über die gesamte Renndauer zu erhalten. - Erkenntnis: Wechselkleidung und Schuhe sind essentiell
Es klingt banal, aber das Wetter in den Alpen ist unberechenbar. Sonne, Regen, Schnee – alles ist möglich, oft sogar innerhalb weniger Stunden. Die richtige Ausrüstung ist entscheidend, um in diesen Bedingungen nicht nur durchzukommen, sondern auch einigermaßen komfortabel zu bleiben. Wechselkleidung, trockene Socken und ein zusätzliches Paar Schuhe von Joe Nimble sind Gold wert. In den nassen Abschnitten hatte ich oft mit Blasen und Kälte zu kämpfen. Es ist eine psychologische Hürde, in nassen Schuhen weiterzulaufen, und trockene Wechselkleidung kann einem das Gefühl geben, für die nächste Etappe neu gestärkt zu sein. Beim nächsten Mal werde ich definitiv mehr Wert darauf legen, immer eine Reserve dabei zu haben – es ist nicht nur eine Frage des Komforts, sondern auch der Moral. - Erkenntnis: Ein klarer Kopf entscheidet oft über Sieg oder Niederlage
Körperliche Fitness allein reicht nicht aus. Mental muss man mindestens genauso stark sein. Es gibt viele Momente, in denen man zweifelt, in denen die Erschöpfung überhand nimmt und man sich fragt, warum man sich das antut. Ein freier Kopf, der sich voll und ganz auf das Rennen konzentrieren kann, ist unerlässlich. Alltagsprobleme und Ablenkungen haben hier keinen Platz. Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, eine mentale Unterstützung zu haben – sei es durch Familie, Freunde oder Mitläufer. Die Verbindung zu ihnen hilft, den Kopf frei zu halten und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Der Tor des Gèants ist nicht nur ein physischer, sondern auch ein geistiger Marathon. - Erkenntnis: Die kleinen Dinge im Leben zählen
Letztlich sind es oft die einfachen Dinge, die einem durch die härtesten Momente helfen. Eine warme Suppe, ein freundliches Lächeln, ein Sonnenstrahl nach Stunden des Regens – diese kleinen Freuden geben Kraft und Energie, wenn alles andere schwerfällt. Das Rennen hat mich gelehrt, diese Momente wertzuschätzen und die Dinge im Leben, die wirklich wichtig sind, nicht aus den Augen zu verlieren. Es geht nicht immer darum, der Schnellste oder Stärkste zu sein. Es geht darum, durchzuhalten, an sich selbst zu glauben und die Reise zu genießen. Denn am Ende zählt nicht nur der Sieg, sondern die Erfahrungen und die Menschen, die uns auf diesem Weg begleiten.
Diese zehn Erkenntnisse haben mich während meiner Teilnahme am Tor des Gèants geprägt. Auch wenn ich es in diesem Jahr nicht geschafft habe, das Rennen zu beenden, war es eine tiefgreifende Erfahrung, die mir viel über mich selbst und das Leben beigebracht hat. Der Tor ist mehr als ein Rennen – er ist eine Lektion in Ausdauer, Demut und Dankbarkeit. Und eines ist sicher: Ich werde zurückkehren, besser vorbereitet, stärker und mit noch mehr Wertschätzung für die Reise, die vor mir liegt.
Ich hoffe, euch haben meine Erfahrungen und Lektionen vom Tor des Gèants inspiriert. Dieses Rennen war eine unglaubliche Reise, die mich nicht nur körperlich, sondern auch mental herausgefordert hat. Doch das Abenteuer ist noch lange nicht vorbei – viele weitere Trails und Herausforderungen warten auf mich.
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