Philipp Jansch, oder wie der Everest nach Linz kommt

Er ist Jahrgang 1990 und somit 35, er war mit zehn im Ski-Internat und träumte vom Nationalteam, er hat einen UTMB-Index von 757, dieser wird sowohl seinen Ansprüchen als auch seinem Leistungsvermögen nicht gerecht. Er ist aus Niederösterreich, lebt aus beruflichen und privaten Gründen in Linz, ist Pädagoge für Sport, Geschichte und Geographie und in diesem Jahr auch noch Trail-Event-Organisator.

Text: Egon Theiner
Bilder: GGUT, Philipp Jansch

Wir reden von Philipp Jansch, und wir müssen gleich fragen: Bitte was?! Noch ein Event? Gibt es denn nicht schon genug? Geht das so lange weiter, bis sich die Szene selbst kannibalisiert hat? Denn jeder lange Lauf, das wissen alle, die mit langen Läufen zu tun haben, ist eine Entscheidung gegen drei bis zehn andere lange Läufe.

In seinem Innersten beantwortet Jansch die Frage, ob es zu viele Events gäbe, mit einem “ja”. Und einem “aber”. Zusammen mit anderen kümmert er sich um die erste Auflage von everest-linz, und er tut es guten Gewissens. “Es mag im Sommer, von Mai bis August, genug Angebot geben – im März oder Oktober oder November aber wenig bis gar keines”, sagt er. Everest-Linz, the Vertical Trail Challenge, findet am 17. Oktober 2025 erstmals statt.

Es ist eine Veranstaltung, die ganz anders ist als andere, beschreibt der für Marketing und Kommunikation zuständige Jansch die neueste Trail-Erfindung. In Oberösterreich wird Everesting (also das Sammeln von Höhenmetern) und der 24 Stunden-Lauf (als erlaubte Maximalzeit) zusammengeführt, und wenn man so will und es so anlegt, kann es auch ein Backyard-Format sein. Eventstätte ist die Stadt Linz, es geht ab 18:00 Uhr beim Petrinum und auf einer 3,5 km langen Runde, die 220 Hm aufweist, immer wieder den Pöstlingberg hinauf und hinunter. 

Neben dem 24-Stunden-Lauf gibt es auch eine Zwöf-Stunden-Wertung, und auf dem Weg zum 8848 m hohen Everest können die Höhenmeter für Traunstein (1691 m), Dachstein (2995 m), Großglockner (3798 m), Mont Blanc (4810 m), Kilimandscharo (5895 m) gesammelt werden, entweder allein oder im Zweier- oder Vierer-Team.

“Wer in 24 Stunden die Höhenmeter zusammenbringen will, muss 41 Runden und 143,5 Kilometer zurücklegen”, sagt Philipp Jansch, “das ist nicht gerade einfach, aber für Ambitionierte absolut möglich – wenn das Wetter mitspielt.” Spielt es nicht mit, gibt es eine Ersatzroute mit mehr Forst- und Asphalt-Anteil und weniger Trails, gelaufen wird bei allen meteorologischen Bedingungen. Selbstverständlich gibt es eine zentrale Verpflegungsstelle, und es liegen zwei Zeitmatten, am höchsten Punkt der Strecke und im Start-Ziel-Bereich.

Die Idee entstand im “Trails – mehr als laufen”-Shop mit dem Ziel, ein Angebot für die Trail-Communities in Linz zu schaffen. “Sehr viele laufen Trails”, sagt Jansch, “doch jede Gruppe in ihrem eigenen Revier, am Pöstling- oder Pfennigberg oder im Kürenbergwald. Bei Everest-Linz könnten wir uns alle treffen.” Ja. Es wäre auch möglich gewesen, ein reines Community-Ding anzubieten, doch in einem offiziellen Setting steigt man nicht so leicht aus, sinniert der am Fuße des Schneebergs groß gewordene Jansch.

Den Plan, Eventorganisator zu werden, hatte Philipp Jansch nicht: “Das hat sich mehr so ergeben, ich habe ein paar Ideen eingebracht und bin in das Organisationskomitee reingerutscht. Klar wollen wir alle, dass die Sache nun auch gut wird.”

“Wenn ich meine Schüler und Schülerinnen und andere dazu bringen kann, mit dem Trailrunning zu beginnen – und das ist ab und zu der Fall! – dann bin ich stolz drauf. Dann freue ich mich, wenn ich als Lehrer auch abseits des Unterrichtsstoffs inspirieren und motivieren kann.”

Zeitnehmung, mobile Toiletten, Verpflegung sind jene Ausgaben, die das 8.000 Euro-Budget am meisten belasten – die Grundbesitzer, ihnen dankt Jansch, verlangen kein Geld. Gerechnet wird mit maximal 250 Teilnehmer:innen (die Anmeldung ist übrigens bereits möglich, in den ersten 20 Stunden hatten sich 27 Solo-Starter eingeschrieben), maximal 100 Personen sollten sich gleichzeitig auf der Strecke befinden. “Wir planen schon, dieses Event jährlich zu veranstalten, also mal schauen, wohin die Reise geht”, sagt Jansch.

Zuerst einmal steht die Frage im Mittelpunkt, was denn in 24 Stunden möglich ist. Jansch selbst ist den Pöstlingberg auch schon 15 Mal in Folge rauf und runter gelaufen, gerne wäre er bei der Premiere auch als Sportler dabei, wenn es seine anderen Agenden in der Organisation zulassen.

Ein Sieg bei “seinem” Event würde dann vielleicht schön sein, doch er kann nicht darüber hinwegtrösten, dass Philipp Jansch in seiner bisherigen Karriere mehr hätte erreichen können und wollen. Vor wenigen Jahren belegte er Spitzenränge beim GGUT, am Hochkönig, am Schneeberg, der Weg nach oben schien vorgezeichnet, aber: 2022 waren Hüftprobleme das Problem, das Jahr 2023 ging verloren. 2024 erkrankte er an den Nebenhöhlen verlor die Wettkampfsaison und laboriert immer noch darunter. “Die Rückschläge haben mich gelassener werden lassen”, sagt er, “und ich weiß, dass noch viele gute Wettkämpfe in meinem Körper stecken.”

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