Es steht außer Frage, dass Elitesport – egal, ob wir nun von Tennis, Fußball, Formel 1 oder von anderen kleineren Realitäten sprechen -, ohne elektronische Medien nicht auskommen kann. Der Deal der Golden Trails World Series mit Eurosport vor wenigen Jahren war ein wichtiger Schritt zur Promotion dieser Serie, nicht übersehen werden darf aber, dass – einmal mehr – der Ultra Trail du Mont Blanc Vorreiter auf diesem Sektor war.
Text: Egon Theiner
Bilder: UTMB Group
Die Geschichte der bewegten Bilder beim UTMB (der in diesem Jahr von 29. bis 31. August ausgetragen wird) beginnt vor über 15 Jahren, und es ist den Organisatoren von Anfang an klar, dass es ein Sisyphos-Arbeit würde. Wie kann ein Ultra-Trail, der zu einem großen Teil in der Nacht stattfindet, bei dem Läufer und Läuferinnen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten unterwegs sind, inhaltlich und in TV-Qualität so aufbereitet werden, dass er zu einem gern gesehenen Ereignis wird? Ist das nicht ein Ding der Unmöglichkeit?
Trailrunning, oder präziser: die Macher des UTMB, haben sich Gedanken machen müssen, um die immer größere Nachfrage und das immer tiefere Interesse am Event zu befriedigen. Soziale Medien können einen kleinen Teil des Informationsflusses abdecken, emotionale Reels und nüchterne Resultate anbieten, aber das große Ganze muss auf anderen Plattformen erzählt werden.

Antoine Aubour (im Bild oben) ist Direktor für Kommunikation, Marketing und Media in der UTMB Group, kommt mit jahrelangen Erfahrungen in der Amaury Sport Organisation, die u. a. die Tour de France organisiert oder von Rugby World Cups in Frankreich oder von seiner Tätigkeit bei adidas. Und er ist selbst Trailrunner mit einem UTMB-Index von 623 (am 3.7.25). „Die Entwicklung, die in den letzten zwei Jahrzehnten stattgefunden hat, ist gewaltig“, sagt er und wird emotional, fast pathetisch: „Wir öffnen ein Fenster auf die Magie des Trailrunnings.“
Pathos hin oder her, so unrecht hat er dann doch nicht. Vor drei oder vier Jahrzehnten sind sogar die Ski-Langläufer bei ihren Weltcuprennen mit Einzel-Starts in die Wälder verschwunden und nur dort ins Bild gekommen, wo es eine Zeitnehmung gab. Dazwischen rätselten auch die TV-Kommentatoren, wie es denn im Standing gerade ausschauen sollte. Nun sind die Spitzenläufer quasi immer im Bild, die technische Entwicklung hat überall ihren Einzug gehalten, und gottlob auch im Trailrunning.
Die Meilensteine bei UTMB-Rennen waren
- vor 15 Jahren: feste Kamerapositionen im Start- und Zielbereich;
- vor zehn Jahren: ausgewählte Kamerapositionen an den points of interest;
- in den letzten Jahren immer stärkerer Einsatz von Läufern oder MTB-Fahrern mit Go-Pro-Kameras;
- Drohnen sind der jüngste Hit, um bewegte Bilder noch spektakulärer und aktueller zu machen.
Die UTMB Group expandierte, und mit ihr auch Broadcast Operations. Vor zwei Jahren wurden fünf Events übertragen, im Vorjahr waren es acht, in diesem Jahre werden es 12 bis 14 sein. Das Ziel, der Traum, sagt Aubour, ist die hundertprozentige Abdeckung aller Veranstaltungen der UTMB World Series.
„Wir bauen unser eigenes globale Digitalzentrum auf, kümmern uns um eine professionelle Produktion, um die Distribution über die Miete von Star Link-Satelliten, um die Live-Berichterstattung in bis zu sieben Sprachen pro Event (immer Englisch und Französisch sowie die Landessprache, und nach Möglichkeit Spanisch, Baskisch, Italienisch, Chinesisch, Thai), bieten im Live Chat und in den sozialen Medien einen mehrsprachigen Service an, um mit den Zuschauer:innen zu interagieren. Bei einem Event sind von unserer Seite 30 bis 70 Personen involviert.“
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Im Mittelpunkt: Louise Serban-Penhoat – französische Eliteläuferin und UTMB® Live-Kommentatorin.
„Meine Rolle war darauf ausgerichtet, die Perspektive eines Athleten zu vermitteln – wie sich die Läufer in Schlüsselmomenten fühlen könnten, ihren emotionalen Zustand, ihre Kondition im Verlauf des Rennens“ […] es fühlte sich wie die perfekte Chance an, die Ereignisse und das Rennen aus einer anderen Perspektive zu erleben. Es war eine einzigartige Gelegenheit – etwas, das man nutzen und mit anderen teilen sollte. Die Zusammenarbeit mit Yoann (Jadaud) und Margaux (Le Map) war eine fantastische Erfahrung. Die Moderation einer 11-stündigen Live-Show hat mich wirklich aus meiner Komfortzone herausgeholt. Es war eine echte Herausforderung – und eine lohnende.“
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Trailrunning wird nicht in einem Stadion ausgetragen, nicht immer, aber sehr oft geht es in hochalpines Gelände. Es ist nicht einfach, TV-Bilder unter diesen Umständen zu produzieren, und vor allem ist es – teuer. Antoine Aubour mag keine genauen Zahlen preisgeben, doch pro Event ist es eine fünfstellige Ziffer, also irgendetwas zwischen 10.000 und 99.999 Euro (wobei anzunehmen ist, dass die Kosten eher am oberen als unterem Ende liegen). Unterstützung von Institutionen und Tourismus-Organisationen spülen Geld in die Kasse, immerhin ist es eine win-win-win-Situation. Die UTMB-Produktionen schärfen grundsätzlich das Profil des Trailrunning, sie bringen einen Mehrwert für die Community und einen Mehrwert für den Event (und damit einhergehend, für die Region und das Land). Von den involvierten TV-Stationen werden keine Gebühren für die Übertragungsrechte verlangt, viel mehr wird eine gemeinsame Strategie in der Promotion und des Storytellings angestrebt.
Die Broadcast-Partner der UTMB Group 2025:
• L’Équipe Group (France)
• Outside TV (USA & Canada)
• DAZN (Global excl. Canada, France and US)
• Shinai Sports / iQIYI Sports (China)
Im Vorjahr wurden im Rahmen der UTMB World Series bei acht Events und insgesamt 22 Rennen in fünf Ländern über 165 Stunden live produziert. 16 Millionen Menschen verfolgten die Übertragungen, 70 % davon waren am HOKA UTMB Mont-Blanc interessiert, 80 % über mobile Endgeräte wie Handys oder Tablets dabei. Auf der UTMB.live-Plattform wurde eine Milliarde Minuten, also umgerechnet knapp 2000 Jahre, heruntergeladen. „Trailrunning geht durch die Decke“, sagt Aubour, „und dies ist den Live-Angeboten zuzuschreiben.“ Was der Kommunikationschef der UTMB-Gruppe hinzufügt: „Auch wenn Live der Schlüssel ist, so ist dies nur ein großer, wichtiger Teil des Gesamtbildes. Highlights sind wichtig, und immer wichtiger werden Dokumentationen und Porträts.“
Die Herausforderungen für die TV-Produktion werden nicht weniger, wenn die Ansprüche steigen. Kameraläufer:innen müssen zur erweiterten Elite gehören, um zumindest abschnittsweise mit den Weltbesten mithalten zu können. Und mag man in Europa Sportler und Sportlerinnen finden, die einen geeigneten UTMB-Index aufweisen, so wird die Suche nach diesen in anderen Teilen der Welt zu einer Herkulesaufgabe. Wer in Asien einen attraktiven Index hat, läuft das Rennen selbst. TV-Runner um die halbe Welt zu fliegen verbieten ökologische Gründe, also muss man letztlich nehmen, was man bekommen kann. Auch die Mountainbiker müssen Könner auf ihren Sportgeräten sein, um mit den Besten mitzuhalten.
Und wenn dann die Qualität der Kameraleute gesichert ist, dürfen Aspekte wie Fairness und Ethik nicht außer Acht werden. Die Filmer haben sich strikt neutral zu verhalten, dürfen keinem Läufer einen Vorteil verschaffen, ihn beispielweise als Schrittmacher dienen, dürfen nicht mit diesem sprechen und noch weniger ihn anderweitig stören. Am besten, sie wären unsichtbar und hielten die ganze Zeit den Atem an.
Aufgrund dieser Fairness, die Trailrunning auszeichnet und dem Ersten wie dem Zehnten oder Letzten gleichermaßen entgegengebracht werden muss, verbieten sich auch Livebilder in der Nacht von der Strecke. Dafür braucht man Licht, viel Licht, und es kann nicht sein, dass einige wenige einen eklatanten Vorteil gegenüber vielen anderen genießen. So gibt es gute Aufnahmen von den Verpflegungspunkten. Dazwischen ist das Storytelling der Kommentatoren und Experten gefragt.
Die Technologie entwickelt sich weiter, es gibt bereits Live-Kameras, die Bilder in Slow-Motion produziert und einen noch besseren Eindruck vermittelt von dem, was Trailrunning ist. „Storytelling, Technologie, Verfügbarkeit des Materials sind die drei Bereiche, die wir in Zukunft noch weiter entwickeln wollen“, sagt Aubour, „damit heben wir den Sport automatisch auf das nächste Niveau.“
Diese Wettbewerbe werden 2025 übertragen:

Doch UTMB Live ist mehr als nur eine Übertragung, sondern ein umfassendes sportliches, mediales Erlebnis
Seit dem Start im Jahr 2013 hat sich UTMB Live dem Ziel verschrieben, den Nervenkitzel des Trailrunnings einem globalen Publikum näherzubringen. Es ist mehr als nur ein Livestream, denn es bietet qualitativ hochwertige Berichterstattung, Expertenanalysen und neue interaktive Funktionen, die es den Fans auf der ganzen Welt ermöglichen, wie nie zuvor am Geschehen teilzunehmen.
Die Vorreiterrolle im Bereich der bewegten Trailrunning-Bilder gebührt dem UTMB. „Wir sind super-stolz, was wir bislang gemacht haben, und wir wollen unsere Leadership gerade auch mit unserem eigenen Streaming live.utmb.world weiter ausbauen“, sagt Antoine Aubour.


