Buchhaltung, Keynotes und WMTRC: Roundup mit Rosanna Buchauer

Soll Trailrunning olympisch werden? Welche Agenden stehen bei einer Vollzeit-Athletin auf der täglichen Liste? Wie wichtig sind die World Mountain and Trail Running Championships für Rosanna Buchauer (UTMB-Index 768 am 18.7.25). Wir haben nachgefragt.

Text: Egon Theiner
Bilder: WMTRC 2023 / Roast Media, Dynafit, Philipp Reiter

Der WSER ist nicht wie erwünscht oder erhofft verlaufen: Wie fällt deine Analyse und wie fallen deine Erkenntnisse aus? Gibt es eine Wiederholung dort? Was sagst du allgemein zum WSER?

Also, der Western States ist leider nicht nach meinen Wünschen verlaufen. Ich habe das Chlorwasser an den Versorgungsstationen nicht vertragen, vielleicht habe ich mir auch einen Infekt eingefangen, ganz genau wissen wir es nicht.

Auf alle Fälle hatte ich ab 25 Kilometer im Rennen große Magenprobleme und konnte nicht mehr laufen, habe mich übergeben, musste immer hinterm Busch und ja, meine Erkenntnisse sind allgemein, dass ein Rennen wie der Western States in den USA schon ganz anders ist, weniger Alpin, und in der Vorbereitung fand ich es auch um einiges monotoner. Um ganz ehrlich zu sein – ich glaube aus aktueller Sicht nicht, dass ich nochmal beim Western States teilnehmen werde, aber wer weiß, was in den nächsten Jahren passiert. Aktuell glaube ich, dass ich mich eher auf die alpineren Rennen konzentrieren werde.

Was steht in dieser Saison noch auf deinem Plan?

In der Saison 2025 steht bei mir jetzt noch der OCC in Chamonix auf dem Plan, ein privates, großes Bergprojekt in Tirol und die Weltmeisterschaft Langdistanz in den Pyrenäen in Spanien.

Bei den WMTRC stehst du in einem starken deutschen Team – was sind die Ziele fürCanfranc, wie wichtig wäre eine WM-Medaille für dich, was erwartest du dir von denWMTRC insgesamt, und wie siehst du deren Entwicklung?

Bei der WM in Spanien sehen wir ein sehr, sehr starkes deutsches Team. Ich freue mich wahnsinnig auf die Zeit mit allen, auch auf die gemeinsame Anreise und die Zeit vor Ort. Ich erwarte mir ein paar Rennen, bei denen für viele von uns hoffentlich körperlich und geistig alles aufgeht.

Eine WM-Medaille ist mir vordergründig nicht wichtig, diese ergibt sich oder ergibt sich nicht. Mir geht es viel mehr darum, dass ich eine starke Leistung zeige und diese ins Ziel bringe – und dies ist mir sehr, sehr, sehr wichtig. Wenn ich meine beste Leistung gebe, dann ist ein Platz 8 oder ein Platz 18 genauso gut wie ein Podium. Na klar, wenn es dann zusammenpasst und ich ganz vorne lande, werde ich mich riesig freuen, aber das ist jetzt nicht irgendwie im Fokus.

Allgemein würde ich mir für die WM im Mountain- und Trailrunning wünschen, dass wirklich alle Länder ihre besten Läuferinnen hinschicken. Dieses Jahr kommt es aufgrund des Termins leider doch ein bisschen zu einer Spaltung zwischen UTMB und Weltmeisterschaft und ich fände es schon schön, wenn die WMTRC sich im Trailrunning zu einem Event entwickeln, wie in vielen anderen Sportarten auch, in dem die besten fünf. Weiblich und männlich, eines jeden Landes, sich da messen. Es wäre eine schöne Entwicklung, wenn der Status der Weltmeisterschaften die nächsten Jahre in der Priorität aller Athletinnen noch mehr zunehmen würden.

Du hast den Job in Innsbruck gekündigt. Ist jetzt deine Job-Beschreibung „Trailrunning-Profi“? Wie strukturiert sich dein Tagesablauf, an was musst du alles denken und was machen, was übernehmen Personen in deinem Umfeld?

Ja, ich habe meinen Bürojob in Innsbruck gekündigt und bin jetzt Vollzeitathletin und auch Keynote-Speakerin. Das heißt, ich spreche vor verschiedenen Zielgruppen, aktuell sehr viel in größeren Unternehmen, über meine Erfahrungen im Sport mit besonderem Fokus auf die Wichtigkeit mentaler Stärke im Sport, aber auch im Berufsalltag.

Und ja, ich muss mich schon stark selbst organisieren, weil ich das ganze Management selbst mache, also sowohl im Keynote- als auch im Athletinnen-Bereich. Alle Vertragsverhandlungen führe ich selbst, schreibe die Rechnungen, mache die Buchhaltung, manage das alles selbst, habe aber im Sport starke Unterstützung mit Ernährungsberatung, mit Physiotherapeuten, Trainer und Mentaltrainerin – und dazu kommt, sehr wichtig, der große Rückhalt aus Familie und Freundeskreis.

Welche Sponsoren – neben Dynafit – hast du, und ohne einen Blick in die Steuererklärung werfen zu wollen, bewegen sich deine Einnahmen im fünf-, sechs-, siebenstelligen Euro-Bereich?

Mein Hauptsponsor ist Dynafit, dann habe ich Leki Trail Running, Näak, Suunto, Panaceo, Pure Encapsulations, Dacia, Wilder Kaiser, die Tourismusregion in Tirol, Silva Stirnlampen, Stox Recovery Socks, und ich hoffe, ich habe jetzt alle genannt…

Trailrunning bei Olympischen Spielen: ja oder nein, und warum?

Trailrunning bei Olympia, da würde ich ganz klar „nein“ sagen. Wenn unser Sport dort dabei wäre nimmt ihm das den alpinen Charakter und die längeren Distanzen. Und ich finde es eigentlich auch ganz cool, dass Trailrunning noch ein bisschen freier und ein Nischensportart ist.

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