Der Südtiroler Skyrunner, der letzthin mit Top-Ergebnissen auf sich aufmerksam gemacht hat, erzählt von sich und seinem Sport, seiner Trainingsroutine und seinen finanziellen Möglichkeiten. Und davon, dass beim Laufen in den Bergen weniger passiert, als man annehmen möchte.
Text: Egon Theiner
Bilder: Merrell Skyrunner World Series, Privatarchiv Oberbacher
Wenn seine sportliche Karriere als Ski-Langläufer unwesentlich besser verlaufen wäre, wenn er als 20-Jähriger den Sprung in eine der vielen italienischen Heeres-Sportgruppen geschafft hätte, dann hätte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vor wenigen Wochen nicht Alex Oberbacher den Skyrace des Matheysins in Frankreich gewonnen, sondern ein anderer. Doch weil der Sport kein Wunschkonzert ist, wurde aus dem Südtiroler Langläufer, geboren am 1. März 1994, ein Ski Mountaineering-Athlet. Und ein Skyrunner.



„Nachdem ich mit dem Langlauf aufgehört hatte, entdeckte ich bald das Skitourengehen für mich, bestritt regionale und nationale Rennen und sah das Traillaufen im Sommer als Training für den Winter. Doch die Prioritäten änderten sich. Ich habe erst seit wenigen Jahren damit begonnen, mich richtig mit Sky- und Trailrunning auseinanderzusetzen, erst seit diesem Jahr begleitet mich Nicola Giovanelli als Trainer.“ Dieser ist ausgewiesener Experte (und auch Bestseller-Autor: https://nicolagiovanelli.com/), die Laufkilometer bei Oberbacher werden mehr, die Trainingsstunden in alternativen Sportarten weniger. „Aktuell komme ich auf rund 50 Kilometer in der Woche, bei 5000 Höhenmetern, doch im Laufe des Sommers möchte ich bis auf 100 km kommen.“
Oberbacher hat realisiert, dass im Skyrunning größere Sichtbarkeit für Sponsoren und Förderer gegeben ist als im SkiMo. Die Olympischen Winterspiele sind ohnehin kein Thema für ihn – zu kurze, zu schnelle Rennen: „Da bin ich nicht gut genug darin.“ Es könnte allerdings auch der UTMB-Circuit sein und nicht die Merrell Skyrunner World Series. Oberbacher erklärt: „Steil rauf, steil runter, das ist, was mir gefällt. Beim Trailrunning läufst du in der Regel um einen Berg herum, beim Skyrunning über diesen drüber.“ Less Cloud, More Sky, eben.
Im Winter geht er einem Job als Skilanglauf-Lehrer nach, im Sommer war er part-time im Radverleih tätig. Zweitere Beschäftigung gibt er nun auf, im Sommer definiert er sich als Profisportler. La Sportiva, das Land Südtirol, der Brillenhersteller Uvex, der Bergsportexperte C.A.M.P. unterstützen ihn ökonomisch, heraus kommt ein Jahresgehalt eines Arbeiters im unteren fünfstelligen Eurobereich. „Ich kann damit leben, werde aber sicher nicht reich. Wir sind ja nicht beim Tennis – aber es passt schon so“, sagt der passionierte Gleitschirmflieger, Kletterer und Fotograf.


Preisgelder gibt es auf der Merrell Skyrunner World Series auch, auf jeder der 24 Etappen werden die Sieger mit 1000 Euro belohnt, an die Top-Ten der Gesamtwertung werden knapp 100.000 Euro ausgeschüttet (15.000 € an Sieger:in, 12.000 € an die Zweiten, 7500 € an die Dritten, siehe: https://www.skyrunnerworldseries.com/rules-2/) Doch um beim Finale, dem SkyMasters im spanischen Esilda Ain, am 8. November dabei zu sein, müssen zumindest vier Wettbewerbe mit zumindest einer Platzierung unter den ersten 20 bestritten worden sein.
Oberbacher hat 901 ITRA-Punkte und einen UTMB-Index von 874, bestreitet beim Lavaredo Ultra Trail in rund einem Monat die 50 Kilometer und sinniert, dass er sich gegen Ende seiner Karriere wohl auch mit längeren Kanten beschäftigen wird. Doch für den Moment fühlt er sich frei und glücklich, wenn er einen Berg hinauf- und hinabläuft, die Auseinandersetzung mit ausgesetztem, technischen Terrain gibt ihm größere Zufriedenheit als ein Lauf in der Ebene. Dass bei Wettbewerben verhältniswenig wenig passiert, ist den vorgeschriebenen Sicherheitsvorkehrungen geschuldet, doch auch der Südtiroler kennt einige Sportkollegen, die nach Knöchelbrüchen längere Verletzungspausen über sicher ergehen lassen mussten.
Der Hochkönigman Skyrace am 31. Mai (Teil der World Series), die italienische Trail-Meisterschaft über 35 km, der Lavaredo 50, zwei weitere Läufe der Merrell Skyrunner World Series, voraussichtlich die 50 km beim KAT100 in Tirol und der Experience Trail Courmayeur (ETC) im Rahmen der UTMB-Woche Ende August stehen auf dem Wettkampfplan Oberbachers. „Ich bin von Verletzungen verschont geblieben“, sagt er, „hoffentlich bleibt dies auch so!“
Privat ist der Grödner mit Martina Cumerlato liiert, und weil seine Partnerin ebenfalls auf den Trails unterwegs ist und dieselbe Art von Rennen bestreitet, reisen sie oft zusammen. 2025 war sie in Zegama dabei – „dort werde ich dann in ein, zwei Jahren antreten“.
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