Alle Augen waren auf den Sieger gerichtet: Cody Poskin, 23 Jahre jung und bereits sehr erfahren im Langstrecken-Ultralauf, sicherte sich den Sieg beim ULTRA GOBI 2025. „Ich bin sprachlos“, sagte er in seiner ersten Stellungnahme. „Bin ich müde? Nun, ja und nein. Ich habe während der 400 Kilometer ein paar Pausen gemacht.“


Text und Bilder: Ultra Gobi
Hinter ihm spielte sich unterdessen eine Geschichte ab, die allen Gänsehaut bereitete und den wahren Geist des Ultralaufs verkörperte. Jovica Spajic (Serbien) und Aaron Kubala (USA) beendeten das Rennen gemeinsam und belegten den zweiten bzw. dritten Platz. Sie hatten sich bereits am Checkpoint 14/Rastplatz 4, der sich bei Kilometer 161 befand, zusammengetan. Kubala hatte diesen Wegpunkt mit einem leichten Vorsprung erreicht und wollte gerade wieder aufbrechen, als Spajic eintraf. „Sollen wir zusammen laufen?“, fragte der Serbe. „Wie lange brauchst du noch, um dich fertig zu machen?“, antwortete der Amerikaner. „Fünf Minuten.“ Und so begann eine gemeinsame Reise, die während der nächsten zwei Tage vertieft wurde. Der 240 Kilometer gemeinsame Lauf legte den Grundstein für eine lebenslange Freundschaft. „Wir wurden zu Brüdern“, erklärte Spajic.
„Wir erlebten zu unterschiedlichen Zeiten Höhen und Tiefen und halfen uns gegenseitig aus den schwierigen Phasen“, sagte Kubala. In einem so hart umkämpften Rennen wie dem ULTRA GOBI 400 mussten sie gemeinsam das Tempo hoch halten, um ihre Position gegenüber Sangé Sherpa zu verteidigen, der einerseits kilometerweit entfernt, andererseits aber doch so nah war.
„Es war eine emotionale Reise und ein Abenteuer. Jetzt habe ich einen neuen Bruder. Während unserer gemeinsamen Anstrengungen kam alles ganz natürlich, wir haben nichts erzwungen. Unsere Zusammenarbeit war ein Geschenk Gottes“, sagte Jovica Spajic. „Wir sind stundenlang zusammen gelaufen, ohne zu reden. Alles war entspannt, und wir haben jeden Moment genossen.“
Aaron Kubala sagte: „Die Sonnenauf- und -untergänge waren außergewöhnlich, und ich fühlte mich von meiner Familie und meiner Freundin so gut unterstützt, obwohl sie weit weg waren.“ Spajic war glücklich, Serbien bei diesem prestigeträchtige Ereignis auf die Weltkarte zu bringen. Er kommentierte: „Dieses Rennen ist hart. Die Landschaft ist wunderschön und sehenswert, aber man muss wirklich gut vorbereitet sein, dabei zu bestehen.“

